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„Wir brauchen keine Muskelpakete, sondern kreative Köpfe“

Obermeister der Zimmerer-Innung Dachau/Fürstenfeldbruck Leonhard Lachner.

Leonhard Lachner ist Obermeister der Zimmerer-Innung Dachau/Fürstenfeldbruck und selbst Zimmermeister aus Feldgeding. Im Interview erklärt er, warum Frauen heutzutage genauso eine Chance im Zimmererhandwerk haben.

Herr Lachner, einige junge Frauen befürchten, dass sie nicht genug Kraft für das Zimmererhandwerk mitbringen. Was sagen Sie ihnen?
Leonhard Lachner: Früher war die Arbeit auf der Baustelle sicher sehr anstrengend. Aber der Beruf hat sich stark geändert, und wir haben viele Hilfsmittel, um schwere Bauteile zu heben, zu bewegen oder zu bearbeiten, wie zum Beispiel Hebevorrichtungen oder Zuschnitt- und Montagetische.

In Zimmereien sind weniger „starke Kerle“ gefragt, sondern kluge und kreative Köpfe. Ich empfehle, einfach mal ein Praktikum in einer Zimmerei machen!

Wie sieht es mit dem rauen Umgangston auf der Baustelle aus?
Anfangs ist er sicher gewöhnungsbedürftig. Ich möchte eher von einem direkten Ton sprechen. Denn es braucht eben klare Ansagen, wenn ein Team gemeinsam etwas bauen und erreichen will. Aber von diesem direkten Ton sollte man sich nicht abschrecken lassen, sondern selbstbewusst auftreten.

Und noch ein Tipp: Bitte nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Manche Männer brauchen Zeit, um zu verstehen, dass Kompetenz keine Frage des Geschlechts ist.

Muss ich als Zimmerin absolut schwindelfrei sein?
Das ist ein weitverbreiteter Irrglaube. Schließlich gibt es nur wenige Menschen, die komplett schwindelfrei sind. Aber: Als Zimmerer-Azubi kann man Schwindelfreiheit trainieren – das ist wie bei Bergsteigern, die sich mit der Zeit mehr zutrauen. Außerdem verwenden wir Schutzvorrichtungen, wie Anschlagpunkte, Gerüste und Lifeline-Systeme.

Und wo finde ich den passenden Ausbildungsbetrieb?
Auf unserer Innungswebsite unter der Kategorie Betriebe. Dort finden sich weitere Infos zur Ausbildung, unter der Rubrik „Bildung und Karriere“.

In Zimmereien sind weniger „starke Kerle“ gefragt, sondern kluge und kreative Köpfe.

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